GESUNDHEIT / Die Macht der Berührung - Heilen mit Händen liegt im Trend: Sanfte Methoden von Shiatsu bis Chiropraktik
Shiatsu Meridiane massieren
Shiatsu
ist eine Massagetechnik , die in ihrer Heimat Japan seit 1952 offiziell
als Heilmethode anerkannt ist. Der Name bedeutet Fingerdruck. Die
Methode basiert - ähnlich wie die Akupunktur - auf den Theorien der
traditionellen chinesischen Medizin (TCM), also etwa der Vorstellung von
unsichtbaren Energiebahnen, die unseren Körper durchziehen. Für westliche Patienten klingt Shiatsu deshalb oft befremdlich.
So soll es wirken:
"Im
Shiatsu geht man davon aus, dass alles eine bestimmte Energiequalität
hat", sagt die Kölner Shiatsu-Therapeutin Renate Schreinecke. Die TCM
teilt diese Energiequalitäten in die fünf Elemente Feuer, Wasser,
Metall, Holz und Wasser ein. Jedem dieser Elemente sind bestimmte
Meridiane zugeordnet - Energiebahnen, durch welche laut TCM die
Lebensenergie Chi (sprich: Tschi) im Körper zirkuliert. "Wenn diese
Bahnen, etwa aus Stressgründen, an einer Stelle verstopfen, kann das Chi
nicht mehr richtig fließen", sagt Schreinecke. Ist an einer Stelle zu
viel, an anderer zu wenig Energie da, können Krankheiten entstehen. Im
Shiatsu wird versucht, mit Massage den Energiefluss wieder zu
harmonisieren.
Die Diagnose erfolgt meist nach einem Gespräch und
dem Betasten des Bauchs. Verhärtungen oder weiche Stellen im Bauchraum
werden anschließend bestim- mten Meridianen zugeordnet: etwa dem
Blasenmeridian, über dessen Massage sich das vegetative Nervensystem
beeinflussen lassen soll. Anders als bei der Akupunktur oder der
Akupressur, bei der nur bestimmte Punkte mit Nadeln oder Druck behandelt
werden, wird im Shiatsu ein betroffener Meridian in seiner ganzer Länge
- also von Kopf bis Fuß - massiert.
Hilft bei:
"Was Shiatsu am besten kann, ist Menschen in einen Entspannungszustand zu versetzen", sagt Schreinecke.
Stressbedingte
Probleme wie Schlafstörungen oder Tinnitus seien häufige Gründe für
Shiatsu-Sitzungen. Bei der Therapie von Krankheiten könne die Technik
unterstützend wirken.
Das sagt die Forschung:
Die Existenz der
Energiebahnen, in denen das Chi fließt, konnte nie wissenschaftlich
belegt werden. Shiatsu-Sitzungen werden von gesetzlichen Krankenkassen
nicht gezahlt. Allerdings haben einzelne Studien durchaus einen
positiven Effekt der Massagetechnik gezeigt: So haben Mediziner der
Universität Leeds 2010 europaweit mehr als 900 Patienten auf die
Auswirkungen von Shiatsu untersucht. Ihr Fazit war positiv. Als
kurzfristige Folge äußerten demnach viele Probanden Empfindungen wie
die, "wieder mehr Energie zu haben", oder "dass Blockaden gelöst wurden".
Zu den meistgenannten Wirkungen sechs Monate später zählte der Rückgang von Stresssymptomen. Auch eine Überblicksstudie zu den Wirkungen der - Shiatsu ähnlichen - Akupressur von der Universität Kaohsiung in Taiwan zeigte positive Folgen der Meridian-Massage: "Es konnte gezeigt werden, dass Akupressur wirksam eine Reihe von Schmerzen lindern kann", heißt es in der 2013 erschienenen Studie.